Immaculati -Leseprobe

«Na, dann lass die Puppen wenigstens mal ein bisschen tanzen!», kommandiert eine furchterregende Männerstimme aus dem Dunkel des Zuschauerraums. «Die stehen ja völlig steif herum. Sind die überhaupt trainiert worden? Wer soll die denn kaufen?»

Ich kenne die Stimme nicht. Sie ist neu. Brutal neu. Etwas Schreckliches steht bevor, das spüre ich. Die Angst kriecht durch meine Knochen. Mein Kopf ist leer und ich kann nicht anders, als der Aufforderung der Trainerin zu folgen. Ist sie die Erfüllungsgehilfin des Monsters da unten?

«Na los, Mädchen! Ihr habt gehört, was er gesagt hat. Tanzt ein wenig, so wie ihr es gelernt habt.» Ihre Stimme klingt sanft. Ist sie doch nicht böse?

Ein Theater scheint das hier zu sein, oder ein kleines Kino. Wir stehen nebeneinander auf einer grell beleuchteten Bühne. Das Scheinwerferlicht blendet. Man hat uns hierhertransportiert, damit uns jemand kauft und uns eine gute Zukunft bietet. Schon eine geraume Weile sind wir zusammen, oder gar eine Ewigkeit? Die Zeit hat aufgehört zu existieren. Ja, wir wurden trainiert, jetzt fällt es mir wieder ein. Wir mussten lernen, wie wir einem Käufer gefallen, wie wir uns verhalten müssen, damit er uns nimmt. Da gab es solche Übungsobjekte. Einige von uns wurden auch so mal von den finsteren Gestalten zur Probe getestet. Ich aber nicht, das wusste die Trainerin stets zu verhindern. Aber jetzt? Hat sie noch was zu sagen?

aus: „Immaculati – Gefährliches Spiel“

Weiterlesen?

https://www.hugendubel.de/de/taschenbuch/jean_p_esther_novalis-immaculati-42302770-produkt-details.html

https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1063427377

https://www.weltbild.de/artikel/ebook/immaculati_37498336-1?ln=U3VjaGV8U3VjaGVyZ2Vibmlz

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Veröffentlicht von jeanp

„Ich schreibe, also bin ich." Mein Motto, René Descartes entlehnt, weist mir seit vielen Jahren den Weg. Selten vergeht ein Tag, an dem ich nichts geschrieben habe. Ein anderer Wegweiser sind die Träume. Mit ihnen habe ich jahrzehntelang „gearbeitet" - beruflich: therapeutisch wie im Bildungswesen. Was wir nächtens erleben, kommt tief aus unserer Seele. Das ist mein Thema. Meine Geschichten handeln davon. Ich blicke meinen Heldinnen und Helden in die Seele. Was erleben sie wirklich? Was geht in ihren Köpfen und in ihrer Seele vor? Was passiert mit ihnen, wenn sie sich verlieben und verlieren, sich verirren und finden? Ich freue mich darüber, dass meine Geschichten Anklang finden, und wenn sich jemand bei dem einen oder anderen, was er liest, „ertappt fühlt", leide ich mit ihm - oder freue mich ganz besonders. Denn die Projektionen unseres Unbewussten sind etwas verbindend Menschliches. Und die allerschönste unter ihnen ist doch ohne Zweifel die Liebe. Das ist mein anderes Thema.

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