Rot wie Blut, weiß wie Schnee, …

Textauszug: „Immaculati – Gefährliches Spiel“

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Beim ersten Mal hatte ich mein enges, weißes Pullover-Strickkleid dabei an. Sehr geeignet ist das nicht gerade für diese Übung. Aber wie schon erwähnt, es entwickelte sich aus einer Sektlaune heraus. Jetzt ist es Ernst, bitterer Ernst. Inszenierte Wagnis. Jetzt trage ich meinen Nur-für-ihn-Rock, jenen dunkelroten, plissierten Chiffonrock, den ich seinerzeit … Na, Sie wissen schon. Hier auf dem Klostergelände dürfen Frauen nur lange Röcke oder Kleider tragen. Noch etwas, das nur für ihn war, nun für die! Marc, das war nicht richtig! – Bleib entspannt, das interessiert die gar nicht!

Auf unserem Zimmer haben wir eine Generalprobe gemacht. Allerdings hatte ich dabei noch nicht meine schwarzen Wildlederstiefel an. Ich weiß nicht, ob ich das schaffe … Ansonsten, nun ja, weiß wie Schnee, rot wie Blut, schwarz wie Ebenholz, geht mir durch den Sinn: Ein weißes Top unter meiner schwarzen, kurzen Lederjacke, BH und Strapse ebenfalls weiß.

Meine Montur enthält eine Schikane. Vielleicht können Sie sich das schon denken. Die Schikane ist eingeplant und dient der Show.

Show must go on …

Aber, Mr. Phillips, das mit der Belohnung war nicht abgesprochen und ich hoffe nicht, dass du damit meinst …

Die Schikane kommt gleich an zweiter Stelle. Die Jacke ist unkompliziert. Ihrer habe ich mich schnell entledigt und sie über den Stuhl gelegt. Beim Danachtasten lasse ich ihn für einen kurzen Moment zwar nicht los, aber unbehandelt.

Erster Hieb!

Das war aber nicht eingeplant, Mr. Phillips! – Dafür ist es umso echter.

Haben Sie eine Ahnung, wie schwer das ist, sich voll darauf zu konzentrieren? Und die Schikane kommt jetzt erst. Probieren Sie das doch mal aus: Ziehen Sie ein einfaches T-Shirt an und dann los! Zuerst vorne bis über die Brüste hochziehen. Dann … Na ja, stimmt. Normalerweise geht das auch anders, aber das ist doch das, was die Herren der Schöpfung gerne haben. Also, ich meine jetzt bei einem …, na, normalerweise halt. Aber das hier ist nicht normal. Also: mit der linken Hand unter die rechte Achsel, oder auch umgekehrt, um aus dem Ärmel zu kommen und dann … Sorry, ich konzentriere mich am besten auf die Abläufe, indem ich mir die Beschreibungen vergegenwärtige, die ich während der Exerzitien angefertigt habe. Das lenkt mich auch am besten von meiner Scheiß-Angst ab. Ja, ich habe Angst! Was ist denn, wenn die alle auf einmal über mich herfallen? Dann kann auch Marc nichts ausrichten und meine Karatefähigkeiten sind noch nicht ausgereift.

Marc, verzeih, ich vertraue dir. Aber verstehst du das nicht? – Konzentriere dich!

Ja, tu ich doch. Der Moment der eingebauten Schikane kommt.

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Veröffentlicht von jeanp

„Ich schreibe, also bin ich." Mein Motto, René Descartes entlehnt, weist mir seit vielen Jahren den Weg. Selten vergeht ein Tag, an dem ich nichts geschrieben habe. Ein anderer Wegweiser sind die Träume. Mit ihnen habe ich jahrzehntelang „gearbeitet" - beruflich: therapeutisch wie im Bildungswesen. Was wir nächtens erleben, kommt tief aus unserer Seele. Das ist mein Thema. Meine Geschichten handeln davon. Ich blicke meinen Heldinnen und Helden in die Seele. Was erleben sie wirklich? Was geht in ihren Köpfen und in ihrer Seele vor? Was passiert mit ihnen, wenn sie sich verlieben und verlieren, sich verirren und finden? Ich freue mich darüber, dass meine Geschichten Anklang finden, und wenn sich jemand bei dem einen oder anderen, was er liest, „ertappt fühlt", leide ich mit ihm - oder freue mich ganz besonders. Denn die Projektionen unseres Unbewussten sind etwas verbindend Menschliches. Und die allerschönste unter ihnen ist doch ohne Zweifel die Liebe. Das ist mein anderes Thema.

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